International Women’s Day 2020 - Performance

"Seid euch gewiss, ich wollte warten, wollte warten bis Blicke an mir abprallen und Worte ihr Wirkung verfehlen. Ich wollte warten, bis ich mir sicher war, dass Wertung mich nicht treffen kann, oder bis ich kugelsicher bin oder gepanzert oder doch lieber in Deckung gehen, vielleicht, Schutzhaltung einnehmen. Ducken, und klein machen, regungslos, und hinunterschlucken.
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Ich wollte warten, bis es dunkel wird und niemand die Unsicherheit lesen kann, die zwischen meinen Bauchfalten steht, niemand die Zweifel, die ich mit Lippenstift übermalt habe oder die Angst, die meine Absätze auf Asphalt nicht übertönen, vielleicht war mein Rock zu kurz, vielleicht der Tanz zu lang, vielleicht mein Nein nicht laut genug, und meine Wut zu leise.
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Seid euch gewiss, ich wollte warten, wollte warten bis es hell wird und ich den Weg nach Hause auch allein gehen kann, wollte warten, bis ich in den Menschenmengen verschwinden kann, bis meine Menschlichkeit vielleicht verblasst, denn: Schaufensterpuppen fallen nicht auf.
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Eigentlich aber wollte ich warten, bis ich Zuhause bin, bis ich angekommen bin, bei mir, denn man sagt, Zuhause ist da, wo das Herz schlägt, und ich weiß nicht, wo eures sitzt, aber meins schlägt in der Mitte meines Körpers, dort, wo vielleicht der Kamin stehen würde, wäre mein Körper ein Haus, wäre mein Körper ein Zuhause. Warm wäre es, und die Farben wären eigentlich egal, aber Kissen müsste es geben, und ein Himmelbett, und die Türen wären immer offen, aber nur für die, die klopfen bevor sie eintreten und ihre Schuhe draußen stehen lassen. Warm wäre es, und vielleicht ein bisschen unordentlich, aber immer ein Rückzugsort, immer ein Zuhause.
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Eigentlich wollte ich warten, bis ich Zuhause bin, aber dann ist mir bewusst geworden, dass ich mein Zuhause bin und dass Warten ein Umweg ist, auf dem Weg nach Hause."